Egerlaender

THALMÄSSING / ULRICHSGRÜN – Ein lang ersehnter Wunsch ging für den in Ulrichsgrün (Egerland), nahe der deutsch-tschechischen Grenze geborenen Wilhelm Rubick – jetzt wohnhaft in Thalmässing – und seinen Landsleuten in Erfüllung. Ein Flurdenkmal, das bereits vor dem Zweiten Weltkrieg dort stand und weit ins Egerland hinein strahlte, kehrte an seinen früheren Platz zurück. Initiatorin der Kreuzerneuerung war die Familie Heinzl aus Kondrau bei Waldsassen.

Nach Kriegsende wurde das damalige Kreuz von den Tschechen auf das Schlimmste geschändet. Es wurde umgelegt und die Arme und der Kopf der Figuren wurden abgeschlagen. Das Kreuz war nicht mehr zu retten, doch die Figuren wurden von Rosina und Josef Müller aus Mützmichl von der tschechischen Grenze weggeholt und in der Pfarrkirche von Neualbenreuth eingelagert. Später hat die Familie Kurt und Maria Heinzl die Figuren bei sich zu Hause aufbewahrt. Nun haben die beiden die Initiative für eine Neuaufstellung des Feldkreuzes ergriffen. Maria Heinzl kannte das Feldkreuz von ihrer früheren Heimat Ulrichsgrün.

 Das neue Kreuz hat Schreinermeister Harald Fritsch aus Motzersreuth bei Neualbenreuth angefertigt. Die original erhaltenen Figuren hat Malermeister Kurt Heinzl in mühevoller Detailarbeit – besonders das Gesicht des Gekreuzigten musste neugestaltet werden – aufwendig restauriert. Für den Senior, der am Pfingstsonntag seinen 90. Geburtstag feierte, sowie für seine Frau Maria ging damit ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung.

 Aufgestellt haben das Feldkreuz Bauhofmitarbeiter der Gemeinde Bad Neualbenreuth. Eigentlich, so Bürgermeister Klaus Meyer, befindet sich das Kreuz, wie früher auch, auf tschechischem Hoheitsgebiet direkt an der Landesgrenze beider Länder. Meyer hat mit Tomas Linda von der Gemeinde Lipova – früher Lindenhau – eine Vereinbarung getroffen. Die diese Platzierung des Flurdenkmals ermöglicht hat.

       In einer kleinen Feierstunde wurde das Kreuz am 29. Mai, Pfingstmontag, von Pfarrer George Parantzimalil gesegnet. Meyer wünschte sich, dass das Kreuz das Ziel vieler Wanderer und Radfahrer wird, die dort innehalten oder auch ein Gebet sprechen. Der Bürgermeister sah in dem Feldkreuz auch ein Symbol der Zusammenarbeit beider Völker.

 Der noch in Ulrichsgrün geborene Wilhelm Rubick, der heute in Thalmässing lebt, sprach für seine Landsleute und bedankte sich ebenfalls bei der Familie Heinzl für die großartige Leistung, die sie für die Heimatvertriebenen, aber auch für die Freunde in Tschechien erbracht hat. „Jedes Denkmal, ob aus Stein oder Holz, ist ein Monument, dieses Kreuz birgt aber auch viele Erinnerungen“, so Rubick, „Erinnerungen an Erlebtes, an Gemeinsamkeit und Liebe, Erinnerungen an Leid und Tod in Ulrichsgrün und an dieser Grenze.“

In diesem Zusammenhang erinnerte Rubick an Marianne Renz, seine damalige Nachbarin, die mit 17 Jahren, nicht weit von diesem Kreuz entfernt, auf dem Heimweg von Neualbenreuth von tschechischen Grenzern erschossen wurde, sowie an Anton Pichel, der beim Grenzgang ebenfalls ermordet wurde.

„Die Zukunft im Blick, ohne die Vergangenheit zu vergessen, das wäre auf beiden Seiten ein konstruktiver Beitrag zu dieser feierlichen Einweihung dieses Kreuzes“, wüschte sich Wilhelm Rubick. „Möge dieses Kreuz eine Versöhnung jedes Einzelnen mit Gott sein, ein Kreuz der Versöhnung jedes Einzelnen mit den Mitmenschen und ein Kreuz der Versöhnung der Vergangenheit mit der Zukunft.“ Nach der feierlichen Einweihung lud die Familie Heinzl die Gäste zu Kaffee und Kuchen in das Gasthaus „Tiefenblick“ ein.

ROBERT UNTERBURGER

Bild 1: Das alte, nicht mehr existierende Kreuz am Grenzstein. Links die Flur von Ulrichsgrün. Hinter dem Kreuz „das Birkla“ und dahinter der Tillenberg

Bild 2: Bürgermeister Klaus Meyer (links) bedankte sich bei der Familie Karl und Maria Heinzl  mit Kindern und Enkeln. Rechts Brunhilde und Wilhelm Rubick aus Thalmässing

Bild 3: Inschrift auf der angebrachten Tafel

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