Zum 1. Juli 2023 hat der Pilsner Bischof Tomáš Holub den langjährigen Pfarrer von Kraslice/Graslitz Mons. Peter Fořt aus dem kirchlichen Dienst der Region entlassen. Im letzten Jahr war er zwar noch Vikar, aber nur Hilfspfarrer in seiner einstigen Gemeinde, da sein Nachfolger Pater Bystrík Feranec nun die Pfarrei nach einer Einarbeitungszeit als Hauptpfarrer übernommen hat. Zwischenzeitlich ist nun Pater Petr Bauchner der neue Vikar.
Diese Personalentscheidung von Bischof Tomáš Holub sorgte bei den Gläubigen der Graslitzer Pfarrei für Unverständnis, woraus zum Teil Widerstand erwuchs, was vermutlich an der Kommunikation seitens des Bischofs lag. Erst sehr spät und auf äußeren Druck sandte er seinen Generalvikar P. Hruška in die Kirchgemeinde, um mit den Gläubigen über diese Personalentscheidung zu sprechen. Dieses Vorgehen gegen einen Pfarrer, der über dreißig Jahre unter schwierigen Verhältnissen große „Verdienste auf dem Gebiet der geistlichen Verwaltung, der Seelsorge, der Zusammenarbeit mit den Deutschen, der Restaurierung von Denkmälern, der Projekttätigkeit, der Buchhaltung und der Unterstützung der Künste“ erwarb und in seiner Pfarrei damit den Gläubigen diente, kann man gelinde als unsensibel bezeichnen. Elf Kirchen, wovon baulich die Mehrzahl in keinem guten Zustand ist, einhergehend mit finanziellem und personellem Mangel zehrten über die Jahre an Kraft und Energie. Vermutlich führte die Fülle und Kompliziertheit der Aufgaben, die er allein bewältigen musste dazu, dass diese seine körperlichen und seelischen Kräfte oftmals überstiegen. Es ist nur legitim, sich als Mensch gegen eine solch schwierige und unzulängliche Situation zu schützen. Dies tat Mons. Fořt durch seine etwas unkonventionelle Art, durch die er manch Unmögliches erreichte aber auch ab und an aneckte, die aber bei der Mehrheit der Gläubigen sehr gut ankam.
Im Vorfeld dieser Entscheidung gab es meines Wissens mindestens zwei Schreiben an Bischof Holub, diese Entscheidung nochmals zu überdenken. Jedoch waren diesen nur bedingt Erfolg beschieden.
Mons. Fořt ist trotz seines Alters von 78 Jahren körperlich und geistig durchaus in der Lage, seinem Nachfolger Aufgaben abzunehmen. Dies ist jedoch nicht erwünscht. Dr. Petr Rojík machte sowohl in einem Brief als auch bei einem Treffen mit Bischof Holub in Kraslice/Graslitz den Vorschlag, Mons. Peter Fořt Aufgaben für Belange der deutschen Begegnungen zu übertragen. Dieser Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden und so darf Mons. Petr Fořt auch künftig Gottesdienste in Tschechien und Deutschland zelebrieren, wenn er darum gebeten wird, nur nicht in seinen bisherigen Gemeinden.
Die Entlassung von Mons. Peter Fořt aus dem aktiven Kirchendienst spaltet die Kirchgemeinde. „Pater Feranec erfreut sich großer Beliebtheit in der Pfarrei. Diese Popularität bedeutet jedoch keine starke Haltung gegenüber P. Fořt. Ich habe eine interessante Meinung gehört, dass die Vielfalt der Charaktere, Einstellungen und Talente zur Bereicherung und Abwechslung des Lebens der Pfarrei beitragen wird.“, schrieb Dr. Petr Rojík an Bischof Holub. Aus meiner Erfahrung kann ich dies nur unterstützen. Unterschiedliche Generationen haben unterschiedliche Meinungen und Auffassungen aufgrund ihrer Lebenserfahrung. Mit älteren Menschen würdig umzugehen und ihnen für sie geeignete Aufgaben zu übertragen, ist eine Form der Nächstenliebe.
Mons. Peter Fořt feierte vor wenigen Tagen seinen 78. Geburtstag. Dazu möchte ich ihm auf diesem Wege nachträglich herzlich gratulieren. Ich wünsche ihm weiterhin alles Gute, viel Gesundheit und Gottes Segen. Möge er sich seinen Witz und Humor erhalten, denn dies macht vieles im Leben leichter.
„Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.“, sagt ein weises Sprichwort.
von Ulrich Möckel